Die Weltveränderungsstrategin
Wenn sie ihre Erfahrungen auf eine Erkenntnis reduzieren müsste, so ist das die Botschaft, „dass man die Dinge verändern kann“, schreibt Heidemarie Wieczorek-Zeul. Und Heidemarie Wieczorek-Zeul hat „Dinge verändert“ wie Entschuldung für die ärmsten Länder der Welt bewirkt, Deutschlands Ratifizierung des Maastricht-Vertrags vorbereitet, europäische Rüstungsexporte reduziert. Dass in einer Demokratie allen der Weg zu so Maßgeblichem offen steht, bis hinein in die Gestaltung der Globalisierung, wird durch ihr Beispiel deutlich. Erstmals kann man das politische Engagement der als „rote Heidi“ bekannten Politikerin in einer Gesamtschau nachlesen.
„Über Politik wurde nicht gesprochen“, beschreibt Heidemarie Wieczorek-Zeul ihr Elternhaus. Wie viele ihrer Generation erlebt sie ein Land, das den Krieg und die Naziverbrechen schnell hinter sich lassen möchte. Da ihre beiden Eltern früh versterben, ist sie mit ihrer älteren Schwester bereits als Teenager auf sich gestellt. Wie wird eine Frau mit solchen Startbedingungen zu einer der später einflussreichsten Politikerinnen der Bundesrepublik? Heidemarie Wieczorek-Zeul erzählt, wie sie ihre politischen Grundüberzeugungen findet, wie sie als junge Studentin zum ersten Mal Willy Brandt erlebt und wenig später als erste Frau zur Bundesvorsitzenden der Jungsozialisten gewählt wird.
Mit einem nüchternen aber auch humorvollen Blick skizziert Wieczorek-Zeul, was sich hinter den Kulissen zahlreicher politischer Auseinandersetzungen entlang ihres Weges zugetragen hat – und spart dabei Momente eigener Zweifel und Enttäuschungen nicht aus. Dieser Weg führt sie vom Amt der Juso-Chefin über das Europaparlament und den Deutschen Bundestag bis hin zu elf Jahren als Ministerin, in denen sie die Geschicke der Weltbank und der internationalen Armutsbekämpfung mit bestimmt. Dabei wird nicht nur die Beharrlichkeit deutlich, für die Heidemarie Wieczorek-Zeul bis heute bekannt ist, sondern auch die Prinzipientreue und der kluge strategische Blick für das Mögliche, mit dem sie die zahlreichen Veränderungen vorbereitet, die sie erfolgreich bewirkt und die bis heute in der europäischen und globalen Politik nachwirken.
Heidemarie Wieczorek-Zeul eröffnet mit ihrem Buch eine Diskussion über aktuelle politische Veränderungsmöglichkeiten in einer Zeit, in der politische Eliten und Bevölkerung gleichermaßen eine Entfernung voneinander beklagen. Sie plädiert leidenschaftlich für ein nie endendes, wertebasiertes Engagement mit dem Blick für die globalen Verflechtungen unserer Welt. Und sie lebt dieses Engagement.
Heidemarie Wieczorek-Zeul war Bundesministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung sowie Gouverneurin der Weltbank von 1998 bis 2009. Sie gehörte als Abgeordnete von 1987 bis 2013 dem Deutschen Bundestag an. Zuvor war sie Abgeordnete des Europaparlaments (1979-1987) und von 1974 bis 1977 Bundesvorsitzende der Jungsozialisten. Von 1993 bis 2005 war sie stellvertretende Bundesvorsitzende der SPD. Frau Wieczorek-Zeul ist aktuell Vizepräsidentin der Freunde des Globalen Fonds Europa, Mitglied des Rates für Nachhaltige Entwicklung der Bundesregierung und Mitglied des Aufsichtsrates der International Partnership for Microbicides (IPM).
Heidemarie Wieczorek-Zeul: „Gerechtigkeit und Frieden sind Geschwister. Politisches Engagement in Zeiten der Globalisierung“, Hardcover gebunden, 19,90 €
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