Das Begriffspaar ‹Körper› und ‹Raum› ist aktueller Gegenstand vielseitiger Fachdiskurse, welcher unterschiedliche Aspekt im Hinblick auf medien-, kunst-, kultur- oder auch literaturwissenschaftliche Verknüpfungspunkte diskutiert. Die vorliegende Publikation nähert sich entsprechend ihrem Entstehungskontext diesen Phänomenen aus einer kunst- und medienhistorischen Perspektive an, wobei sich das 19. und 20. Jahrhundert als zeitlicher Rahmen abstecken lässt.
Der vorliegende Band «Neue Körper – neue Räume» entwickelte sich aus dem im Oktober 2011 veranstalteten Workshop «Entgrenzung. Körper – Raum – Medium», der von der Arbeitsgruppe «Mediale Entgrenzungen – Visuelle Kommunikation» im Rahmen des strukturierten Promotionsprogramms «Transformationen des Visuellen» an der Philipps-Universität Marburg organisiert wurde. Die dort begonnene Diskussion wird an dieser Stelle durch Beiträge der Referent/innen und Organisator/innen fortgeführt und vertieft.
Das Spektrum der visionären Körperlichkeit erstreckt sich dabei von der philosophisch-reformatorisch geprägten Veränderung der Körperwahrnehmung im ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhundert in den Aufsätzen zu der Übertragung des Kunstwerkes auf den lebenden Körper im Kraft-Kunst-Instituts Sascha Schneiders (Starck) und den Wurzeln des ‹neuen› Tanzes in der Eurythmie (Vinzenz) bis zur Inszenierung des ‹modischen› Körpers in der urbanen Öffentlichkeit (Brodersen). Die Bandbreite wird durch die Erforschung eines imaginären Raumkontinuums im Brettspiel (Janzen) sowie die Diskussion um Wesen und Bedeutung der sichtbaren und unsichtbaren Räumlichkeit von Computerspielen (Günzel) erweitert. Dazu findet der Diskurs auch in der wechselvollen Beziehung zwischen Körper und Raum in der Rivalität zwischen der Autochrome-Projektion und der frühen Kinematographie (Scheuer), der veränderten Raumwahrnehmung und Körperinszenierung in der Aktfotografie (Dittmann) und der Überlagerungen und Entgrenzungen von Medien, Kunst, Konsum und Körperlichkeit in Jean-Luc Godards Une femme mariée (Prange) Resonanz.
Die Arbeitsgruppe «Mediale Entgrenzungen – Visuelle Kommunikation» wurde 2011 auf Initiative der von Prof. Dr. Hubert Locher betreuten Promovierenden ins Leben gerufen. Die hier publizierten Beiträge wurden aus den jeweiligen Dissertationsprojekten entwickelt.
Franziska Maria Scheuer, Christiane Starck, Alexandra Vinzenz