120 Seiten, 160 x 215 mm, zahlreiche Abbildungen, einige Abb. Buch bestellen
1. Aufl., 1, Februar 2022 18,– € sofort lieferbarISBN 978-3-7410-0405-6 |
Alice in Illness
«Kranke» Frauen im Film
Die Autorin beschreibt und analysiert das Bild der kranken Frau in unterschiedlichen Spielfilmgenres. Es gibt bestimmte Szenerien im Spielfilm auf internationaler Ebene, denen man immer wieder begegnet. Wenn einem diese häufige Wiederkehr erst einmal aufgefallen ist, lässt einen das nicht mehr los. Im klassischen Western, in Komödien, in Sozialdramen, also überall dort, wo professionelles Schauspiel zum Einsatz kommt, ist eine von diesen dramaturgisch eingesetzten Szenen und somit Aktionen, die des Krankseins einer Protagonistin, in hoch ästhetisierter Form zu finden. Hier gilt es besonders zu beachten, dass es sich um eine Darstellung handelt. Eine Schauspielerin wird einer ihrer wichtigsten Ausdrucksmittel beraubt: der Schönheit ihres Körper und ihres Gesichtes. Es bedarf also eines starken Selbstbewusstseins, sich mit einem eingeschränkten Körper auseinanderzusetzen. Denn die durchzustehende Krankheit erfordert höchste Ausdruckskraft mit reduzierten Mitteln. Man muss sich hier zusätzlich einmal kurz vor Augen führen, wie geschäftig es an einem Filmset üblicherweise zugeht, angefangen bei den zahlreichen Crewmitgliedern, bis zu dem Umstand der Hitze erzeugenden Technik, bis zu den Räume vortäuschenden Bühnenbildern. Von Ruhe und Intimität keine Spur. Es geht hier also weniger um die kranke Frau als Fetisch, sondern um die Stärke der Darstellung, die hier zu finden ist. Innerhalb der Dramaturgie sind diese Frauen meist in einem Zimmer isoliert. Im Bett liegen sie üblicherweise allein, der Platz neben ihnen ist erschreckend leer und weit. Nun hat sie endlich einmal Platz im großen Doppelbett, möchte man meinen. Aber diese freie Stelle verweist nur auf einen abwesenden Partner. Die kranke Frau wird gemieden. Wie wird mit dieser mehrdeutigen Leerstelle dramaturgisch umgegangen? Das meist verschwitzte, bettlägerige, fröstelnde und fiebergeschüttelte Antlitz, der auf einem Polster gebettete Kopf der betreffenden doch wunderschönen Protagonistin bildet oft einen markanten Wendepunkt der darauf folgenden erzählten Geschichte. Diese Szenerie der kranken Frau hat sich im Verlauf der Kino- und Filmgeschichte schon derart in unsere Vorstellungswelt geschlichen, dass wir beim Anblick einer kranken Frau schon genau zu wissen meinen, wie das auszusehen hat. Daraus kann man durchaus folgern, dass diese Szenerie auch schon in unserem Alltag anzutreffen ist. Die kranke Frau wird mit allen Ständen und Alterskategorien assoziiert, und es wohnt ihr oft eine unerwartete Eleganz inne. Ist diese nur dem Kino abgeschaut? Oder hat frau das so im Blut? Die Krankheit der Frau als ihre Rückzugsmöglichkeit, als ein Entkommen vor unangenehmen Entscheidungen und Personen.
TESTIMONIALS
„sehr gut recherchiert und mit sehr viel Humor geschrieben.“
Heiko Hanel, Xinemascope/radio x, 11.04.2022
„Analyse der weiblichen Schauspielkunst und Hommage an diese.“
Josefine Zürcher, filmbulletin 3/22
„Ein Denk-Rhizom mit Angebot zum Weiterspinnen.“
Alexandra Seitz, epd film 5/22
„es ist ein Vergnügen, wie die Autorin konkrete Beispiele aus der Filmgeschichte mit theoretischen Überlegungen zu Beziehungsfragen, sozialen Werten und Geschlechter-Konstellationen durchdekliniert.“
Matthias Greuling, Brot & Spiele No1, Dezember 2023
„Die reichhaltige Bebilderung [...] sorgt für eine gelungene Veranschaulichung, und gleichzeitig lässt auch die Filmografie am Ende auf den umfangreichen Kenntnisreichtum Siefen-Leitichs schließen.“
Christian Kaiser, MEDIENwissenschaft 04/2022