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160 Seiten, 125 x 190 mm Jetzt vorbestellen
ersch. 1. Aufl., 1, September 2025 18,– € Vorbestellung möglichISBN 978-3-7410-0521-3 |
Die Realität – existiert sie?
Siegfried Kracauer im digitalen Zeitalter neu lesen
Ich war noch sehr jung, als ich meinen ersten Film sah […]. Was mich so tief bewegte, war eine gewöhnliche Vorstadtstraße, gefüllt mit Lichtern und Schatten, die sie transfigurierten. Einige Bäume standen umher, und im Vordergrund war eine Pfütze, in der sich unsichtbare Hausfassaden und ein Stück Himmel spiegelten. Dann störte eine Brise die Schatten auf, und die Fassaden mit dem Himmel darunter begannen zu schwanken. Die zitternde Oberwelt in der schmutzigen Pfütze – dieses Bild hat mich niemals verlassen.
(Siegfried Kracauer, Theorie des Films, 1960)
Theorie des Films. Die Errettung der äußeren Wirklichkeit ist 1960 erschienen. Was kann es uns heute noch sagen?
Seit den 1990er-Jahren ist das Interesse an den in der Weimarer Zeit entstandenen Arbeiten von Siegfried Kracauer (1889–1966), einem deutschen Soziologen, Filmtheoretiker und Schriftsteller, der 1933 ins Exil gezwungen wurde, und die kulturellen Phänomene der modernen Gesellschaft insbesondere des Kinos untersuchte, wieder erwacht.
Dieser Essay setzt sich erneut mit seiner Theorie des Films auseinander, weitet aber den Diskurs mit einem Blick nach vorne (Geschichte – Vor den letzten Dingen, der 1969 posthum veröffentlichte Essay über Geschichte) und nach hinten aus, indem er die Beziehung zu Kracauers Produktion der 1920er-Jahre – insbesondere den Essay über Fotografie (1927) – sowie den Roman Ginster (1928) betrachtet.
Nun: So sehr sich die zeitgenössischen Bilder von der «äußeren Wiklichkeit» zu entfernen scheinen, so sehr arbeiten sie zugleich an ihr. Hat das Universum, in das wir eingetaucht sind, wirklich den Kontakt zur materiellen Dimension verloren? Brauchte Perseus kein Spiegelbild, um der Medusa den Kopf abzuschlagen?