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Übersetzt von Ingo Petzke 272 Seiten, 150 x 220 mm, einige tw. farb. Abb. ersch. 1. Aufl., August 2025 34,– € ISBN 978-3-7410-0508-4 |
Das philippinische Kino
Essays und Betrachtungen
Wir wissen in aller Regel recht wenig über die Philippinen. Und noch weniger über den philippinischen Film und seine Hintergründe. Am bekanntesten sind vielleicht noch die Namen der Regisseure Lino Brocka, Lav Diaz oder Kidlat Tahimik. Tatsächlich aber kam das Kino sehr früh auf die Philippinen, wo bereits 1907 der erste „philippinische“ Film gedreht wurde. Heute gehört der Archipel mit rund 300 Spielfilmen pro Jahr zu den fünf größten Produktionsländern der Erde.
Nick Deocampo lässt mit seinen Essays die Geschichte des philippinischen Kinos, die selbst irgendwie filmreif ist, lebendig werden. Sie begann in der tumultuösen Zeit der Loslösung von der spanischen Kolonialmacht und den langen Kämpfen gegen die Amerikaner, die als angebliche Freunde kamen und dann doch lieber als neue Kolonialmacht blieben. Recht ähnlich versuchten es die Japaner im Zweiten Weltkrieg, aber vergeblich. Und den Jahren des Kriegsrechts unter der eisernen Marcos-Diktatur folgte eine Eruption des Alternativen Kinos – einmalig in Asien.
Auch Deutschland war manchmal in das Werden des Landes und seines Films eingebunden: Der 1896 hingerichtete Nationalheld Dr. José Rizal hatte in Heidelberg studiert. Die Eruption des Alternativen Films basierte auf einem Netzwerk von Workshops des Goethe-Instituts. Und Das Kleine Fernsehspiel des ZDF sowie DAAD-Stipendien verschafften jungen Filmemachern oftmals erste Chancen zur Erprobung ihrer Fähigkeiten in größerem Rahmen.
Grundsätzlich geht es beim Betrachten der philippinischen Filmgeschichte weniger um die Frage nach der "Einzigartigkeit" des philippinischen Kinos, sondern um die Frage, wie diese Einzigartigkeit inmitten der kolonialen Einflüsse Formen und Ausdruck finden konnte. Gerade in der Zeit der Amerikanisierung des Landes wurde das Kino zu einem populären Medium, das die kulturelle Kluft zwischen dem Fremden – spanisches Erbe, amerikanische Kultur - und dem Einheimischen überbrückte. Aber was ist schon "einheimisch" bei gewaltigen regionalen Unterschieden und zehn Hauptsprachen?
Was in der kolonialen Vergangenheit des Kinos hat dazu beigetragen, dass das philippinische Kino ein lokales, indigenes, nationales Kino geworden ist? Ich hoffe, dass ich mit meinen Schriften und Filmen Antworten auf diese Fragen geben kann.
- Nick Deocampo